Tschechoslowakisches Bibliothekswesen in den Jahren 1945–1959

Abstract

Der Beitrag konzentriert sich auf die Umgestaltung der Rolle von öffentlichen Bibliotheken in der Tschechoslowakei in den 1950er Jahren im Spiegel der politischen Entwicklung des Landes. Geschildert werden die Änderungen in den Bildungszielen des tschechoslowakischen Bibliothekswesens im genannten Zeitraum sowie die Bildungsmethoden.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelte sich das tschechoslowakische Bibliothekswesen fort, und zwar vor allem im gesetzgebenden Bereich auf den Fundamenten aus den Jahren 1918–1938. Das Gesetz über die allgemeinen öffentlichen Bibliotheken und das Zentrum zur Koordination der Bildungstätigkeit war sogar in der Nachkriegszeit immer noch gültig und trug nach dem Kriegsende zunächst den Namen „Masaryk-Institut für Erwachsenenbildung“.

Doch nach 1945 befanden sich die Bildung und das öffentliche Bibliothekswesen in völlig anderer sozialpolitischer Lage. Die Erwachsenenbildung und das öffentliche Bibliothekswesen standen im Fokus der politischen Repräsentation und der einzelnen politischen Parteien, die in der Tschechoslowakei der Nachkriegszeit tätig waren. Die politische Repräsentation der Tschechoslowakei der Nachkriegszeit arbeitete sehr eng mit der Sowjetunion zusammen, und die linken Ideen hatten eine starke Stellung im politischen und öffentlichen Leben des Staates. Im ersten Teil des Beitrags untersuchen wir die Bemühungen der Kommunisten in den Jahren 1945–1948, die öffentlichen Bibliotheken, welche einer der wichtigsten Bestandteile des Bildungssystems waren und eine nicht mindere Rolle vor allem im Dorfmilieu spielten, unter Kontrolle zu stellen. Der zweite Teil des Beitrags fokussiert auf die Jahre 1948–1959, zeigt die Entwicklung im Bereich der Gesetzgebung und schildert anhand der Beispiele aus der Tätigkeit der öffentlichen Bibliotheken, auf welche Weise sie sich auf ihre Hauptaufgabe, d.i. die Arbeit mit dem Leser vorbereiteten.