Ego-Dokumente – einige Bemerkungen über polnische und europäische historiographische und methodologische Erfahrungen
DOI:
https://doi.org/10.12775/BPMH.2013.001Schlagworte
Ego-Dokumente, Handschrift en, Gedächtnis, frühneuzeitliche KulturAbstract
Der Artikel ist dem Problem des privaten Schrifttums in der Neuzeit gewidmet. In der Historiographie der verschiedenen europäischen Lander steht diese Problematik schon lange flankierend zu den Forschungen über politische Geschichte oder etwa der Geschichte der Literatur. Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts sind die Forschungen zu Manuskripten privaten Inhalts in eine neue Phase getreten. Als Folge der Entwicklung der Kulturanthropologie wurden solche Handschrift en neu bewertet. Historiker haben diese Quellen als ein Spiegelbild der personlichen Interessen der Autoren sowie der Geisteshaltung einer gesamten Epoche wahrgenommen. In verschiedenen Länder wurden unterschiedliche Defi nitionen für das private Schrift tum verwendet: das Schrift tum des privaten Raumes, die Selbstzeugnisse, das Schrift tum in der ersten Person. Der Begriff „Ego-Dokumente“, der erstmals durch den holländischen Historiker und Philologen Jacob (Jacques) Presser verwendet worden war, ist sehr populär geworden und wurde in den meisten Ländern übernommen. In den 90er Jahren entstanden Forschergruppen in Frankreich, Italien und in der Schweiz, welche eine systematische Analyse der einschlägigen Gruppen von Archiv- und Bibliothekshandschrift en begannen. Dank den Ergebnissen ihrer Arbeit konnte ein neues Konzept für die Erforschung privater Manuskripte geschaff en werden, welches nun die Welt der subjektiven Innerlichkeit und die individuelle Weltwahrnehmung der Autoren zeigen können. In der polnischen Geschichtsschreibung gibt es Beispiele solcher Analysen der privaten Handschrift en, wie etwa die Bearbeitungen der privaten Korrespondenzen, Testamente und der Bücher von Adeligen wie silva rerum (lateinisch ein Wald der Sachen).
Im ersten Teil des Artikels beschreibt der Autor die Erfahrungen der Ego- Dokumente-Forschungen in verschiedenen europaischen Ländern und weist auf die Veränderungen des Umfangs des Begriffs „Ego-Dokument“ hin. Weiterhin charakterisiert er ein polnisches Projekt, dessen Ziel es ist, eine Datenbank des Schrift tums des privaten Raumes zu schaffen. Diese Erschliesung soll einen Beitrag für einen gesamteuropaischen Wissenschaft sansatz leisten. Zum Schluss stellt er Beispiele der konkreten Forschungen dar, die sich auf die Analyse der in Familienarchiven erhaltenen Handschrift en beziehen.
Literaturhinweise
Źródła archiwalne / Archivalische Quellen / Archival Sources
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Literatura / Literatur / Literature
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